Was kann die bis heute unentdeckte Seele machen?

Wenn sie nicht springen will, sollte sie zumindest bei allen Gelegenheiten vor Freude hüpfen. So wäre ein Gedicht von Kraft um eine Mitte, in der vorerst ein zartes Wesen steht, ein erster Anfang.

Doch immer, wenn es um das menschliche Begehren geht, das einer Seele gilt, werden viele Menschen verträumt. Ihre Träume, auch bezüglich der Seele, haben die Menschen schon früh konserviert, beispielsweise in Pyramiden. Zugegeben, heutige Traum-Konserven sind erstens allgegenwärtig und zweitens wesentlich transportabler. Das gilt besonders für Pop-Musik.

Die Pop-Musik bietet mittlerweile das breiteste Sortiment an Traumkonserven an und ist gleichzeitig die verbreitetste Form von Lyrik.
Doch was bei vielen Menschen heute weitgehend verloren scheint, was deshalb auf der anderen Seite Indiz für ein Überangebot an solchen Konserven ist, das ist aufmerksames Zuhören.

Ich stelle mir meine Menüs jedoch gerne selbst zusammen, selbst wenn ihre Zutaten aus Konserven kommen. Dafür ist die moderne Technik mit diesen kleinen MP3-Playern geradezu ideal. Irgendwann kommt in meiner Hitliste eine Stelle, da singt Kincade „Dreams are ten a penny“. Vielleicht kennen Sie den Text:

“Jenny, Jenny, dreams are ten a penny
leave them in the lost and found.
Jenny, Jenny, dreams are ten a penny,
get your feedback on the ground.

In den 70ern des vergangenen Jahrhunderts erschien es noch nötig, dem deutschen Publikum diesen Text zu übersetzen.

„Jenny Jenny du brauchst keinen Penny,
Glück kauft man mit Geld nicht ein.
Jenny Jenny ohne einen Penny
zählt die Liebe ganz allein.“

Eine Übersetzung, die den ‚Traum‘ bedenkenlos zugunsten des Reimschemas dem ‚Penny‘, einer verdeckten Form von Traumkonserve, opfert.

Der eigentliche Kick der Hitliste ist jedoch der anschließende Song über die mittlerweile erwachsen gewordene Jennifer, von den Eurythmics.

“Jennifer with your orange hair
Jennifer with your green eyes
Jennifer in your dress of deepest purple
Jennifer - Where are you tonight?“

Was mag wohl die Antwort dieser zuerst desillusionierten und dann stigmatisierten Jennifer sein? es ist kein Wort, es ist die Tat:

“Underneath the water”

“Underneath the water” gleicht auf brutale Weise unserem vorgeburtlichen Zustand im Fruchtwasser. Brutal, weil es sich bei aller Ähnlichkeit gleichzeitig drastisch von diesem unterscheidet.
Der dortigen Hoffnung auf das ‚Zur-Welt-kommen‘ setzt es das ‘Abtauchen‘ als vorgeblich bessere, ja einzig geltende, weil unübersteigbare Hoffnung entgegen.

Von Jennifer und der Weltverlassenheit bleibt für uns Hinterbliebene aber allein die Verlassenheit der Welt gegenwärtig und in Worte fassbar. Statt von der größeren oder kleineren Hoffnung zu schreiben, soll hier von der lebendigeren Hoffnung die Rede sein.

Wenn Jennifer vorher mit Ruby gesprochen hätte, dann hätte sie für ihre Lebensgeschichte, - die sich ja für jeden von uns als Verdichtung unseres Lebenswerkes anbietet -, vielleicht einen anderen Ausgang gewählt.
Rubys Worte können wir an dieser Stelle nur nach ihren Gewährsleuten, den Rolling Stones wiedergeben:

“… ‘there’s no time to lose’,
I heard her say,
catch your dreams before
they slip away.
Trying all the time,
lose your dreams and you
will lose your mind’.

Nach nunmehr über hundert Jahren freudig analytischer Traumdeutung schlägt das Schicksal unserer Sprache, genauer, das Schicksal ihres Zaubers, auch auf unsere Träume durch.

Es führt zum gleichen Befund: Ruby spricht von Träumen in einem homologen, nicht in einem differentiellen oder gar analytischen Sinn. Träume sind Träume? sind Träume? sind Träume?

  <<< Tiefschlaf oder weiter zu den Träumereien, weltlicher Art >>>  idealer Natur >>>


 

Trauma? na lytisch!

Das Lyrik-Lab
vernetzt sich
 

Les-Djembistes-Perlen-Krokodil_03_web_klein
Les Djembistes

Makoi_Link-Logo_webMAKOI

LyLaRuhr_Link-Button_03_txt

Schul-Lyrik-Button

Umbau-Logo Lyrik-Lab 2016 b nst 196
Aktuellster Beitrag