Die Zeiten, als das Wünschen noch geholfen hat,wer weiß sie nicht verloren? Doch wunschloses Glück beiderlei Art, des guten wie des widrigen führt auch kaum weiter. Aktivismus allein rettet auch nicht, helft uns, ach ihr hohen Mächte. |
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Der ZauberlehrlingHat der alte Hexenmeister Walle, walle, Und nun komm du alter Besen, Walle, walle, Seht, er läuft zum Ufer nieder; Stehe, stehe! Nein, nicht länger O, du Ausgeburt der Hölle! Willst’s am Ende Seht, da kommt er schleppend wieder! Wehe! wehe! Und sie laufen! Naß und nässer „In die Ecke
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Meisterlich zeigt Goethe hier die Folgen unvoll-/verständiger Arbeit am und durch das Wort. Dem Zauberhansel gerät seine Arbeit mit den Worten nämlich unvermittelt zum Gewurstel. Erschrocken von der konsequenten Verwandlung vergisst er die rechte Weise, die Dinge beim Namen zu nennen. Kann da sein Achzen nur zufällig auf die ‘böse 7’ anspielen? Die Rückverwandlung erscheint dabei so einfach: „In die Ecke Besen! Besen!“ Doch legt der zweite Teil der letzte Strophe nahe, dass der Meister sofort einen weiteren, neuen Zauber auf die Dinge legt: „Denn als Geister ruft euch nur, zu seinem Zwecke, erst hervor der alte Meister.“ Wenn dem so ist, dann muss der Zauberlehrling von nun an ganze Arbeit leisten, wenn auch in um-gekehrter Reihenfolge; zuerst den (letzten) Zauber aufheben um zu den Dingen zu finden um dann, von den Dingen aus, den ursprünglichen Zauber wiederzugewinnen. Mit einer bloß mechanischen Betrachtungsweise gelingt das nicht: drehe das Zahnrad dreht sich der Zeiger; drehe es zurück, dreht sich auch der Zeiger zurück. Einer zauberhaften Betrachtungsweise fällt darüber hinaus auf, dass sich der Meister nicht an den Dingen vergreift, „komm du alter Besen ... bist schon lange Knecht gewesen“, sondern sich nur eines Teils ihrer Zeit, „seid’s gewesen“, bedient. Sprache in magischem Sinne hat an dieser Stelle nämlich homologisch zu sein, nicht differentiell, schon gar nicht analytisch. Das macht die Arbeit des Dichters, der Dichterin aus, wie sie G. Stein fordert. Das ist das Singen von Dingen das R. M. Rilke unangetastet wissen will. Und das ist das Unverständnis, das von uns Heutigen so oft an den Tag gelegt wird. Denn wir können weder „O Mond“ noch „O Meer“ noch „O Rose, o Rose, o Rose“ sagen um diese Dinge zu bezaubern, sie möglicherweise seit hundert Jahren zum ersten Mal damit wieder erröten zu lassen. Aber wir können immer noch „Liebste/Liebster“ sagen und damit etwas meinen. Und wir können dieses Zauberwort auch selber noch hören wollen. „Liebste“ oder „Liebster“, das zielt auf eine weltverwandelnde Zweisamkeit die viele von uns heute noch nachvollziehen, sogar ersehnen können. Das lässt hoffen. Denn dann kann das Gefühl für diese Seite der Sprache nicht völlig verloren sein – Gleichzeitig kann deshalb die Sprache, als ewig junge, sich selbst erneuernde noch nicht so abgenutzt sein. Damit wird das Thema des Anfangs wieder aufgegriffen. Sicher, wir mögen Spätlinge sein. Das heißt aber noch lange nicht, dass wir deshalb schon alles mitbekommen hätten oder noch werden. An dieser Stelle darauf hinzuweisen, dass ∏ ein unendliches nichtperiodisches Verhältnis von Umfang und Durchmesser ist und an Goethe zu erinnern, der unser individuelles Leben als kleinen begrenzten Ring beschrieben hat, soll dazu dienen, mit Worten noch vor den Anfang zu kommen. Das ist paradox und geht nicht? Ist denn der Mittelpunkt als Quelle der Kreishaftigkeit eines Ringes ein Element desselben? Kann nicht in derselben Weise manchen Worten/Sätzen außerhalb ihrer selbst ein ‚Davor‘ zukommen? Der LehrlingAi, ai, ai, ai! Warum nur konnt’ es nicht bleiben, em Entschwinden zu folgen, Tröpfelte Zeit durch die Sanduhr des Raumes, Doch wendet sich‘s Schicksal, welche Worte ... |
Damit kommen Dichter nicht durch, das nimmt ihnen Niemand ab oder? >>>
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