“An Anna Blume” ist ein internationales Gedicht

Es wurde in etliche Sprachen, tja - übersetzt träfe es nicht, also: übertragen.

Als Anna Lafleur, Eve Blossom, Anna Tansania, Anna China, tritt sie in vielen Ländern der Erde auf.
Barbara Sichtermann und Joachim Scholl, immerhin selber AutorIn, erheben das Gedicht zwar zu den 50 Klassikern der deutschen Lyrik, befinden dort unter der obligatorischen Rubrik: Auf den Punkt gebracht jedoch:

An Anna Blume ist ein Spottgedicht auf die Dada-Propheten und auf die konventionelle Liebeslyrik, aber es wäre nicht so berühmt und beliebt, wenn es nicht selbst wieder ein zwar groteskes und verrücktes, aber doch irgendwie zu Herzen gehendes Liebesgedicht wäre.
(Sichtermann, Scholl, 207, 169)

Und hier wird es interessant. Das ‘irgendwie zu Herzen gehende Liebesgedicht’ ist so ‘berühmt und beliebt’, dass es es an die 94. Stelle unter den hundert Lieblingsgedichten der Deutschen schafft. Zumindest, wenn die Gedicht-LiebhaberInnen selber befragt werden. WDR, Die Lieblingsgedichte der Deutschen, 2009_155f Es schafft es nicht einmal unter die einhundert beliebtesten, wenn die populärsten Lyriksammlungen des 20. Jahrhunderts systematisch nicht nach Lieblings-, sondern einschränkend nach Liebesgedichten gefiltert und ausgewertet werden. Ippen, 2003_5

Peter von Matt führt in seiner kleinen Deutung des Gedichtes aus: 'An Anna Blume' ist eine Sprach- und Wortcollage, aus deren vordergründigem Unsinn ein tatsächliches Liebesgedicht entsteht. Nicht nur, weil es mit 'O du' beginnt, sondern weil uns Begeisterung daraus entgegenschlägt: 'ungezähltes Frauenzimmer', Zärtlichkeit: 'ich träufle deinen Namen', hochgemutes Rühmen: 'rote Blume, rote Anna Blume' und kaum verblümte Erotik: 'man kann dich auch von hinten lesen'. Das ist nicht einfach eine Parodie der herkömmlichen Liebeslyrik - so etwas wäre billiger zu haben -, es ist selbst ein gültiges Exemplar dieser alten Poetenraserei. Matt, 2009_137

Das sagt schon mehr als ein: ‘irgendwie zu Herzen gehendes Liebesgedicht’. Doch dem Diktum Ursula Krechels entsprechend gilt immer noch und für die Lyrik in besonders hohem Maße: Kein Autor gibt sich dem Zufall anheim, obwohl der Zufall ihm in die Hand spielt. Krechel, 2003_162

Welche Absicht mag also weiterführen? >>>>
 

Anna B.

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