Buchstaben, Grundelemente der Lyrik

Wir geben mit Freude ein passendes Beispiel zu der Behauptung von Kurt Schwitters, dass Buchstaben die Grundbausteine der Dichtung sind.

Aufsteigende Liebe-blau-rotStenkamp, #

“Das hätten wir auch gekonnt!” ruft die Mannschaft Kolumbus zu; und fürwahr, sie hat Recht. Ohne veränderte Topologie könnte der Titel die fünf folgenden Zeilen so wenig umgreifen, wie ein unversehrtes Ei einen festen Standpunkt auf seiner spitzen Seite gegen ein Gravitationsfeld sichert
Außerdem ist nicht klar, ob hier ein Schriftsteller oder ein Grafiker gearbeitet hat. An einem solchen Kasus knaxus entscheidet sich die Frage: “Gedicht oder Kleiner Scherz?” (Immerhin kennt die Musik das Scherzo.) Doch darauf kommen wir noch woanders zu sprechen, später.

Anna Blume hat und das lässt sich kaum überbewerten, viel Furore gemacht, zu verschiedenen Zeiten, an verschiedenen Orten, an anderen Stellen aber auch gar nicht. Interessant an diesem Befund ist: es könnte sein, dass Anna Blume in beiden Fällen aus und mit Unverständnis ausgewählt/aussortiert wurde! ‘Professionelle’ Erläuterungen können einen solchen Verdacht oft nicht ausräumen.

Spannend wird es mit Schwitters Behauptung, dass Kunst undeutbar, unendlich sei. Dazwischen steht ein Komma, kein Weil! Folgen wir Schwitters in seinen Ansichten noch ein Stück weiter:

Man muß qualitativ werten, und da stehen wir als einzelner Mensch einer Welt gegenüber, die zwar als Menge den einzelnen weit übertrifft, aber im Wesen uns gleich ist. Wir werden durch den Verkehr mit der Welt das, was wir werden konnten, und wir werden als aufmerksame Weltbürger der Welt immer verwandter. Nun sehen wir das gleiche Streben, Wachsen, Werden und Vergehen bei uns wie bei unserer Umwelt. Es wird dies besonders deutlich beim Kunstwerk. Wenn Sie wesentlich sehen, dann erscheint Ihnen das Kunstwerk, ich meine hier etwa Werke von Braque, Gleizes, Boccioni, ..., von mir selbst oder auch die Arbeiten eines noch unverbildeten Kindes, also dann erscheint Ihnen das Kunstwerk als Einheit. Schwitters, 1981_236
Schwitters greift in diesem Text auf verwickelte, ideengeschichtliche Voraussetzungen zurück. Der der Welt gegenüberstehende Einzelne verweist auf eine cartesische Haltung, aber nur zum Teil. Zum anderen Teil verweist Schwitters indirekt auf alte alchemistische Mikro-Makrokosmos-Korrespondenzen weltlich-menschlicher Entsprechungen.

Eine Komplexität, die auch im Gedicht der Welt ihren Ausdruck findet; All- es, im Sinne von: Die Welt und Ich bleibt es unvollständig, oder? (Ist der Lesende/Sprechende vielleicht das Komplement?) Im Sinne von: die Welt mit mir ist es komplett, oder? (Fehlt ihm vielleicht die Unterscheidung zwischen Ich und Welt?)
Eine weitere Verkürzung dieses Gedichts, beispielsweise auf die Silbe ‘Om’, legt diese geteilte Weise noch eine Ebene tiefer, noch geheimnisvoller in die Silbe und das Silben (hier im Sinne von Sprache und Sprechen). [Mladen Dolar ist hier mit seinem Werk: His Masters Voice. Eine Theorie der Stimme für an dieser Stelle weiterdenkende Ansätze zu nennen]
Damit wären wir aber dort, wo Schwitters uns mit Anna Blume im Zusammenhang mit Nennen Sie es Ausschlachtung wesentlich wortreicher und so eigentlich behutsamer hinführen will: Die neue Zeit ist so kompliziert, daß man sich nicht mehr auskennt, ohne auf den Grund der Dinge zurückzugehen. Schwitters, 1981_279

Nun aber zur Sinnenvielfalt Anna Blumes

 

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