Formstrenge und Leselust

können Zielkonflikte schaffen, darauf sei ausdrücklich hingewiesen. Wirkliche Lyrik erschwert das Leben oft wie ein Stein. Doch wenn wir solche Steine sammeln, wie beschwerlich das auch sein mag, haben wir etwas für unser Fundament, vielleicht auch für eine Brücke über den dunklen reißenden Strom des Lebens.

Schon Schiller schrieb 1797 an Goethe:
“So viel ist auch mir bei meinen wenigen Erfahrungen klar geworden, daß man den Leuten, im ganzen genommen, durch die Poesie nicht wohl, hingegen recht übel machen kann, und mir däucht, wo das eine nicht zu erreichen ist, da muß man das andere einschlagen. Man muß sie inkommodieren, ihnen ihre Behaglichkeit verderben, sie in Unruhe und in Erstaunen setzen. ..." Eines von beiden, entweder als ein Genius oder als Gespenst muß die Poesie ihnen gegenüber stehen. Dadurch allein lernen sie an die Existenz einer Poesie glauben und bekommen Respekt vor den Poeten. Ich habe auch diesen Respekt nirgends größer gefunden als bei dieser Menschenklasse, obgleich auch nirgends so unfruchtbar und ohne Neigung. Etwas ist in allen, was für den Poeten spricht, und Sie mögen ein noch so ungläubiger Realist sein, so müssen Sie mir doch zugeben, daß dieses X der Same des Idealismus ist, und daß dieser allein noch verhindert, daß das wirkliche Leben | mit seiner gemeinen Empirie nicht alle Empfänglichkeit für das Poetische zerstört. Freilich ist es wahr, daß die eigentliche schöne und ästhetische Stimmung dadurch noch lange nicht befördert wird, daß sie vielmehr gar oft dadurch verhindert wird, so wie die Freiheit durch die moralische Tendenzen; aber es ist schon viel gewonnen, daß ein Ausgang aus der Empirie geöffnet ist. (Zur Quelle klicken)
Schiller, 1977, 442|443 ~

Wir aber wollen ja nicht das Erhabene, sondern das Gediegene. Wer es gerne aufregender hat, dürfte im Lyrik-Lab-Ruhrgebiet besser aufgehoben sein

Wer dagegen die Nähe aus dem Abstand sucht, sollte hier gut aufgehoben sein. Denn mit den Erfahrungen des ersten Lyrik-Projekts, ‘Mit und Über’, entwickelten wir unsere Kompetenzen sowie unser Wissen, das offensichtliche wie das hintergründige. Standen dort überwiegend thematische Aspekte im Fokus, so versuchen wir es hier mit einem, tja, ‘lyrischen’ Fokus. Es ist zu zeigen, wie Lyrik sich in Gedichten entwickelt, wie sie ihr Weltverständnis, ihr Welt-verhältnis entwickelt. Dies führt zu der besonderen Charakteristik dieses Lyrik.Projektes.

 

Unser Anliegen, lyrisch zu forschen, erfordert theoretische Grundlagen, konzeptionelles Verständnis und offene Augen, offene Ohren für Gedichte, lyrische Erzeugnisse überhaupt. Das lokalisierte Labor im Ruhrgebiet hat persönlichen Kontakt zu Bochumer Studentinnen und Studenten, deshalb werden Forschungs- und Semesterarbeiten unter der dortigen Domain präsentiert.

*Der Seiten-Titel lehnt sich selbstverständlich an die berühmte Abhandlung Sigmund Freuds, Das Unbehagen in der Kultur an

 

Das Unbehagen in der Poesie*

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